Gesucht: Online-Strategien
Einzelhändler und Fachleute diskutieren bei „Freunden Straubings" ihre Online-Zukunft
Geschäftsleute und Vertreter digitaler Dienstleister haben am Dienstagabend über den Stand der Digitalisierung in der Einkaufsstadt Straubing diskutiert. Die Dienstleister stellten dabei verschiedene Wege und Lösungsansätze vor, damit der Einzelhandel auch digital bestehen kann. In der anschließenden Diskussion wurden verschiedene Ansätze durchaus kontrovers besprochen.
Zu der Veranstaltung im Sparkassensaal hatte der Förderverein Freunde Straubings eingeladen. Rund 30 Besucher kamen, darunter auch Oberbürgermeister Markus Pannermayr.
„Wir wollen", sagte Freunde-Chef Dr. Martin Kreuzer, „einen Impuls setzen und zeigen, was in Straubing möglich ist". Die Impulse setzen vier Straubinger Fachleute. Idowa Pro-Chef Lutz Teubert, dessen Unternehmen Online-Shop-Lösungen anbietet, sprach über die Bedeutung des Preises und einer funktionierenden schnellen Logistik als entscheidende Kriterien, über Kundenbindung durch Gutscheine und darüber, dass Amazon letztlich nie das Interesse seiner Geschäftspartner im Blick hat, sondern immer das eigene.
Strategien der Experten: Emotionen im Netz
Danach präsentierte Artworkx-Chef Thomas von Heintschel-Heinegg die von seiner Werbeagentur entwickelte Seite einkaufen-in-straubing.de: Nach inzwischen drei Jahren kommt die Seite auf im Schnitt 1 500 Besucher pro Monat, bei über 500 Geschäften.
Philipp Ehrenberger, Kreativdirektor der Agentur Bildschnitt TV, arbeitete heraus, wie Werbung in den neuen Medien erfolgreich sein kann: Keine klassische Werbung, sondern Emotion über Bild und Video, zielgruppengerecht, Geschichten erzählen. Bildschnitt TV produziert für inzwischen über 70 Kunden regionale und nationale Werbung auf Plattformen wie Facebook, Instagram, Snapchat und Youtube, Ehrenberger glänzte mit Detailwissen, für welche Zielgruppen und mit welchen Strategien diese Kanäle funktionieren. Zuletzt stellte Florian Fronauer als Vertreter der Sparkasse das Bezahlsystem Paydirekt und das neueste Digitalprodukt der Banken, S-Cashback-Regional, vor. Ein Geld-zurück-Vorteil bei Partnergeschäften der Bank soll Kunden zu diesen Geschäften locken, die Rückvergütung sollen deshalb die Geschäfte übernehmen.
In der anschließenden Diskussion zeigte sich zunächst Einzelhändler Martin Erdl nicht allzu überzeugt vom Gehörten. Für Einzelhändler, die nun erst auf eigene Online-Shops setzen, sei der Zug bereits abgefahren, sagte Erdl. Er äußerte auch Zweifel, ob die derzeitige Gestaltung von einkaufen-in-straubing.de künftig größere Besucherzahlen anziehen werde: „Die Seite ist zu umständlich. Wenn ich fünf Umwege hab, bis ich in den Shop komme, ist das zu kompliziert."
Erdl sieht als Zukunft einen wirklichen regionalen Online-Marktplatz, der im Idealfall Straubings gesamtes Warenangebot sichtbar macht und „mit drei Klicks" den Kunden in den Shop bringt. Davon sind Straubings Händler aber noch entfernt.
Zum Abschluss nahm Oberbürgermeister Markus Pannermayr als Kunde Stellung. „Es geht auch um Bequemlichkeit", erklärte er, „vom Parken bis zu der Frage: Kriege ich das, was ich will?" Der Kunde, ist Pannermayr überzeugt, will schon auf der Plattform sehen, ob sich der Weg in Stadt für ihn lohnt. Damit war Pannermayr nah an Erdl.
Artikel aus dem Straubinger Tagblatt vom 19.9.19, -we-

Lebhafte Diskussion: Einzelhändler Martin Erdl, Freunde-Vorsitzender Dr. Martin Kreuzer (v.l.), Referenten Florian Fronauer, Thomas von Heintschel-Heinegg, Lutz Teubert und Philipp Ehrenberger (v.r.).